Mit dem Herbst kommt die Zeit der Kohlgerichte. In der Prignitz, einer der schönsten und urtümlichsten Naturlandschaften Deutschlands, ist aber Kohl nicht einfach nur Kohl. Hier kommt ab Mitte November der „Knieperkohl“ auf die Teller. Diese deftige, schmackhafte und zugleich gesunde regionale Spezialität hat eine lange Historie und gilt als Prignitzer „Nationalgericht“. In diesem Jahr wird die Knieperkohlsaison mit einem Bauernmarkt in Kuhbier eingeläutet. Zugleich wird Sabine Schneider, die größte Knieperproduzentin der Region, auf dem Markt offiziell ihr Handwerk an ihre Nachfolgerin Jeannine Groth übergeben.

Geschichtliches und das Rezept

Das Sauergemüse Knieperkohl, auch bekannt als „Knieper“ oder „Sur’n Hansen“, wird aus verschiedenen Kohlsorten hergestellt und ist reich an Mineralstoffen und Vitaminen, insbesondere Vitamin C. Besonders lecker ist der Knieperkohl geschmort mit Speck, Eisbein oder Kohlwurst. „Der Knieperkohl entstand im Dreißigjährigen Krieg: Durch Plünderungen und Seuchen im Krieg lebte in der Prignitz nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Bevölkerung. Im Winter aßen die Menschen sonst Sauerkraut, doch in dem verwüsteten Landstrich gab es wenig zu essen, Weißkohl war nicht mehr vorhanden. So entschlossen sich die Prignitzer in der Not, blauen Stangenkohl zu säuern, der eigentlich reines Viehfutter ist“, erläutert Uwe Neumann, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Prignitz. Als bessere Zutaten verfügbar waren, ergänzte und verfeinerte man die Rezeptur. Heute besteht Knieperkohl meist aus Weißkohl, Grünkohl und blauem Markstammkohl, der beim Kochen braun wird und deshalb oft auch als Braunkohl bezeichnet wird. „Der Kohl wird kleingeschnitten und in Wasser aufgekocht, anschließend ausgedrückt, eingesalzen und schichtweise mit Wein- und Kirschblättern in Steintöpfe gepresst und beschwert, so dass die Blätter unter der sich bildenden Flüssigkeit verbleiben und für vier bis zehn Wochen milchsauer vergären“, so Uwe Neumann.

Knieperproduzentin Jeannine Groth

Knieperproduzentin Jeannine Groth

Einige Familien stellen noch heute ihren Knieper selbst her, andere kaufen Knieper im Fass oder als Konserve. Nachdem der Knieperkohl schon fast in Vergessenheit geraten war, wird das traditionelle Handwerk nun glücklicherweise wieder von Generation zu Generation weitergereicht. Der nächste Wechsel fand bereits statt: Im Rahmen des Bauernmarktes in Kuhbier wird Sabine Schneider, die bisher größte Knieperproduzentin der Region, die rund 20 Jahre lang das Prignitzer Nationalgericht Knieperkohl handwerklich nach überlieferten bäuerlichen Rezepten für Privatkunden, Handel und Gastronomie hergestellt hat, offiziell die Knieperkohlproduktion an Jeannine Groth aus Preddöhl übergeben. Die neue Produzentin wird die jahrhundertealte Tradition der Knieperherstellung auf ihrem Grundstück nach den gleichen Rezepten fortführen. Neben dem Knieperverkauf lose aus dem Fass sowie in 600-Gramm-Gläsern bietet Groth künftig auch 350-Gramm-Gläser zum Verkauf an. „Diese eignen sich besonders gut als Kostprobe, zum Verschenken in Präsentkörben oder für Einpersonenhaushalte“, so Jeannine Groth. In der Produktion wird Jeannine Groth zurzeit durch Gabi Simaneck aus Kuhbier unterstützt, die schon bei Sabine Schneider in der Knieperproduktion über Jahre tätig war. Sabine Schneider selbst hat ihre Produktionsstätte bereits geschlossen, die neue Knieperkohlproduzentin Jeannine Groth hat schon vor der Saisoneröffnung fleißig produziert, so dass der in ihrer „Kohlküche“ nach der traditionellen Rezeptur hergestellte erste Knieperkohl der neuen Saison zum Verkosten und Verkauf angeboten wird.

Welche Beilage ist die Richtige?

Natürlich gibt es das Prignitzer Nationalgericht nicht nur zum Saisonauftakt in Kuhbier, sondern in einigen Prignitzer Gaststätten dank Konservenhaltung sogar das ganze Jahr über. „In den kalten Monaten bieten jedoch fast alle Prignitzer Gastronomen mit heimischer Küche die deftige Spezialität an, denn sowohl der Grün- als auch der Markstammkohl benötigen für den perfekten Geschmack den ersten Frost und werden erst danach geerntet“, verrät Neumann. Die Kniepergerichte schmecken dann überall ein bisschen anders, denn jeder schwört auf sein eigenes Knieperrezept. Horst Fenske vom Restaurant „Deutsches Haus“ in Pritzwalk bäckt den Knieperkohl beispielsweise zusammen mit Eisbein, Schweinebauch und Kohlwürsten in einer mit Speck ausgelegten Pfanne im Ofen. Als Beilage reicht er seinen Gästen dazu Pellkartoffeln. Doch der Knieperkohl wird in der Prignitz nicht nur traditionell, sondern auch innovativ umgesetzt, beispielsweise als Knieper-Cordon-Bleu im Gasthof „Zum Torwächter“ in Pritzwalk oder sogar nach Ayurveda-Grundsätzen bei den „Kniepernudeln“ im Restaurant „Alter Hof am Elbdeich“ in Unbesandten. Den offiziellen Abschluss der Knieperkohl-Saison bildet am 7. März 2015 der „Sur´n Hansen-Markt“ in Perleberg.

Wer Knieper nicht in einem Prignitzer Restaurant, sondern in den eigenen vier Wänden genießen möchte, kann frischen Knieperkohl beispielsweise direkt bei Jeannine Groth oder online kaufen.

Das Maskottchen: Der Knieperfuchs

Das Maskottchen: Der Knieperfuchs

Kontaktdaten finden Sie unten:

Dorfstraße 37, 16945 Kümmernitztal OT Preddöhl
Tel. : 033986 / 504896

Mobil: 0171 / 3297083

E-Mail: jeannine.groth@freenet.de

Online- Verkauf unter www.knieperkohl.de oder www.zumtorwaechter.de.

Weitere Infos: www.kulinarische-prignitz.de

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