Besucher Brandenburgs sind immer wieder überrascht über den Weinanbau zwischen Havelland und Lausitz. „Sie bauen hier Wein an. Dürfen Sie das überhaupt?“, so oftmals die gängige Frage der Gäste. Ja, Brandenburgs Winzer dürfen das. 30 Hektar landesweit gehören zum Weinanbaugebiet Mark Brandenburg. Die Lausitz zählt zu den sonnenreichsten Regionen Deutschlands, wie Klimadaten belegen. Wobar etwa baut auf gewachsenem Boden an einer ehemaligen Tagebaukante auf einem Hektar in Südhanglage die rote Rebsorte Pinotin sowie die Weißweinreben der Sorten Solaris und Cabernet Blanc an. Gekeltert wird der Wein dann im Weinhaus Prinz zur Lippe im sächsischen Meißen. An 26 Standorten wird in Brandenburg zur Zeit Wein angebaut. Darunter befinden sich das traditionsreiche Städtchen Schlieben in der Lausitz, der Gästesitz der Bundesregierung Schloss Meseberg, Hänge in den Potsdamer Parks oder der Weinberg des Gubener Weinbauvereins, der auch selbst keltert.
Klassifiziert werden Brandenburgs Weine entsprechend Rebrecht nach gültiger Weinverordnung als „Brandenburger Landwein“. Der Brandenburger Konkurrenz wurde bisher der Qualitätswein-Status noch nicht zugestanden, dabei entsprechen Brandenburgs Weine längst höchsten Qualitätsstandards. Lediglich die Weine aus Werder sowie aus Schlieben dürfen als „Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete“ (QbA) klassifiziert werden, da Werder zum Saale-Unstrut-Gebiet und Schlieben zum Weinanbaugebiet Sachsen gezählt wird. „Diese Situation ist natürlich suboptimal“, so Wobar. „Wir setzen auf die Stärkung der Regionalität, den Ausbau von Marken und auf den hohen Wiedererkennungswert unserer qualitativ hochwertigen Weine.“
Brandenburgs Winzer haben eine fundierte Fachausbildung und bilden sich regelmäßig fort. „Wir produzieren schließlich ein hochsensibles Lebensmittel. Da müssen alle Vorgaben zu Düngung und Pflanzenschutzmitteln genauestens eingehalten werden“, erklärt Wobar, der ehrenamtlich als Vorsitzender der Fachgruppe Weinbau des Gartenbauverbandes Brandenburg die große Mehrheit seiner Kollegen unter einem Dach zusammengeschlossen hat. Dies mit dem Ziel, die gute fachliche Praxis zu fördern und diese Qualität dann aber auch der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Gekeltert wird der Wein in Schwarz’ eigener Weinmanufaktur Am Mariaberg im sächsischen Meißen. Auf dem Weinberg in Zesch bei Zossen werden auf 3.000 Quadratmeter Südhang durch den Verein zur Förderung des historischen Weinbaus in Zesch e.V. die Rotweinsorten Regent, Acolon und Weißburgunder angebaut. „Wir werden in diesem Jahr, wenn alles gut geht, nach dem dritten Standjahr die erste Traubenernte einfahren. Am vergangenen Wochenende haben wir Vogelschutznetze angebracht“, so Carsten Preuß vom Weinbauverein in Zesch. „Derzeit lichten wir das Weinlaub und lockern das Erdreich auf.“
Die Brandenburger Weine aus der Lese 2015 werden dann erstmals am 8. April 2016 auf der Großen Brandenburger Jungweinprobe auf der Bismarckhöhe in Werder (Havel) einer Fachöffentlichkeit und interessierten Weinliebhabern vorgestellt. Brandenburg wird also zunehmend zum Weinland. Die bescheidenen 30 Hektar Rebfläche dürfen jedes Jahr ein Prozent Zuwachs erhalten. „Jetzt im Herbst kann sich jeder bei unseren Wein- und Winzerfesten von der Qualität unserer Weine überzeugen“, so Dr. Andreas Wobar.
Aktuelle Rebsorten in Brandenburg: Weißwein: Solaris, Johanniter, Goldriesling, Traminer, Helios, Müller-Thurgau, Saphira, Kernling, Savignon Blanc, Weißburgunder, Grauburgunder, Schönburger, Riesling, Roter Elbling, Roter Riesling. Rotwein: Dornfelder, Pinotin, Acolon, Cabernet Cortis, Regent, Rondo und Cabernet Dorsa.
Route Brandenburger Weinkultur: Die „Route Brandenburger Weinkultur“ ist eine Kooperationsplattform der Fachgruppe Weinbau des Gartenbauverbandes Brandenburg. Die Fachgruppe Weinbau wurde 2013 gegründet und ist die Interessenvertretung aller weinbautreibenden Betriebe und Vereine Brandenburgs unabhängig von der Rechtsform und unabhängig von der Bewirtschaftungsform. Die Mitglieder bekennen sich zur guten fachlichen Praxis als Bestandteil des Leitbildes für Brandenburger Wein. Entlang der „Route Brandenburger Weinkultur“ initiieren die Mitglieder der FG Weinbau Wertschöpfungsketten in Form von Kooperationen zwischen Brandenburger Winzern und regionalen Gaststätten sowie Hotels. Die Fachgruppe führt jährlich einen Weinbaufachtag zu pflanzenbaulichen und weinrechtlichen Themen durch, fördert den Erfahrungsaustausch und organisiert die jährliche Große Brandenburger Jungweinprobe an wechselnden Standorten sowie den Tag des offenen Weinbergs am zweiten Juniwochenende anlässlich der Brandenburger Landpartie in Kooperation mit pro agro.
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