Albanien gilt als ein gut gehüteter Geheimtipp für Individualreisende. Eine traumhafte Küstenlinie, die unberührte Natur, Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten und die unwahrscheinliche Gastfreundlichkeit der Albaner sind genug Gründe, um dem Land einen Besuch abzustatten. Jedoch setzt die kulinarische Vielfalt Albaniens dem Urlaub noch eine Krone auf, denn sie ist geprägt von verschiedenen Kulturen und international wenig bekannt.

Dabei ist eine kulinarische Reise durch Albanien fast wie eine Reise durch das Östliche Mittelmeer – die Küche spiegelt die bewegte Vergangenheit wieder – mit jedem Besatzer kamen neue Einflüsse und so kann man türkisch, griechisch, italienisch und natürlich traditionell albanisch speisen.
Mit 362 km Küstenlänge, den Albanischen Alpen, dem Korab-Gebirge und den fruchtbaren Ebenen um die Hauptstadt Tirana bietet die Natur eine große Palette an Produkten, die in den verschiedenen Regionen unterschiedlich verwendet werden.
Im Norden des Landes werden primär Mais, Kartoffeln, Kohl und Kidney-Bohnen angebaut. Das milde Klima lässt Kirschen, Walnüsse sowie Mandeln und Pflaumen sprießen – die Basis für den starken ‚Nationalschnaps‘ Rakia.
Mais wird hier zu Mehl gemahlen und in vielerlei Backwaren verarbeitet: besonders Reisende, die auf Gluten-freie Ernährung Acht geben müssen, werden sich wie im 7. Himmel fühlen.

Im Norden gibt es Petula zum Frühstück –  eine Art albanische Buchteln. In der Region Lezhë gibt es die Spezialität der Patoku Lagune: bukë misri, ein in Salzwasser getunktes Maisbrot.
Der Shkodra See und die Küste bieten eine große Auswahl an unterschiedlichen Fischen. Der See ist bekannt für seinen Karpfen, der als Spezialität entweder auf einen Dachziegel gebraten (Krap në Tjegull) oder in einem Eintopf verarbeitet wird (Tavë peshku).
Für die Fleischliebhaber unter den Reisenden gibt es Sudjuk, eine Knoblauch-Salami und pastërma, der Vorgänger der amerikanischen Pastrami.

Die Zentralregion Albaniens mit ihren fruchtbaren Ebenen erzeugt alle Arten von Gemüse und Geflügel. Rinder werden aufgezogen und die Adria-Küste liefert Scholle, Rotbarsch, Rotzunge und Meeräsche.
Die türkischen Byrek sind hier weit verbreitet. Blätterteig–Gebäck gefüllt mit Käse, Spinat, Tomate, Bohnen oder Fleisch. Dabei gibt es 3 unterschiedliche Arten der für uns unter dem Oberbegriff Byrek bekannten Delikatesse: Lakror mit 2 Lagen Blätterteig, Byrek mit 12 Lagen und Petanik mit ganzen 50 Lagen.
Andere traditionelle Gerichte der Zentralregion sind: Pilaf, gekochter Reis mit Fleischbouillon, zu dem Joghurt gegessen wird, Paçe eine Art Fleischsuppe: für die extravaganten Kulinariker unter den Reisenden: Paçe Koke, bei der das Fleisch vom Kopf des Rinds, Schweins oder Schafes ausgelöst und verwendet wird.

Die beiden Seen an der östlichen Grenze zu Mazedonien liefern Süßwasserfische. Im Ohrid See gibt es die spezielle Forellenart Koran, die es nur in 3 Seen der Welt gibt und die sogar für die englische Queen eigens aus Albanien zum Buckingham Palace importiert wird.
Eine weitere Delikatesse der Einheimischen ist: Kukurec – Därme, die mit Leber und Gewürzen gefüllt und an einem Spieß gegrillt werden. In der Türkei ist diese Speise in ähnlicher Form als Kokoreç (Lammdärme) bekannt. Es wird darum gestritten, ob die türkischen Besatzer es als Rezept mit nach Albanien brachten oder es bei ihrem Auszug mitnahmen.
Weniger exotisch geht es vor allem in den Küstenregionen zu: die gegenüberliegende italienische Küste und die Fährverbindungen um Durrës zeigen sich nicht nur in den Ruinen romanischer Amphitheater, sondern auch in den frischen Pizzen und selbstgemachter Pasta mit Fisch.

Die Grenzen der Zentralregion und des Südens sind schwimmend, südlich von Tirana zeigt sich der griechische Einfluss immer stärker: Japrak, gefüllte Weinblätter sind eine Spezialität genauso wie Djath, ein Schafskäse, der an Feta erinnert.
Im Süden werden viele Rinder gehalten, dementsprechend gibt es eine große Auswahl an Milchprodukten: Kefir, Joghurt und verschiedene Käsesorten wie zum Beispiel Djathë kackavall, der dem Emmentaler ähnelt.
Die Städte Sarandë und Vlorë sind für Fisch und Muscheln bekannt. Eine besondere Abkühlung an heißen Sommertagen ist Tarator, eine kalte Suppe aus Joghurt, Essig oder saurer Milch, mit Gurke oder Salat, sowie Fenchel, Knoblauch, Walnuss-, Olivenöl und welche mit Gewürzen abgeschmeckt wird.
In ganz Albanien ist das Mittagsessen die Hauptmahlzeit. Oft besteht sie vor allem aus dem überall verbreiteten Gjellë, einem Schmortopf mit Fleisch und Gemüsen der Region zusammen mit einem frischen Salat.
Albaniens kulinarische Köstlichkeiten bieten dem interessierten Reisenden ein sehr weit gefächertes Angebot und erlauben es, eine zumindest kulinarische Reise über den Balkan, Griechenland, Italien und die Türkei in nur einem Land zu unternehmen.

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